Brauchtum

Die Entstehung, das Wesen und die Bedeutung des jagdlichen Brauchtums haben ihren Ursprung bereits in der Urgesellschaft. Die Jagd sicherte zur damaligen Zeit als Hauptnahrungserwerb das Überleben der Sippe. Felszeichnungen sind erste Zeugnisse jagdlichen Brauchtums, da sie häufig den Charakter magischer Handlungen trugen, durch die sich die Jäger eine gute Beute zu sichern hofften.(siehe auch „Geschichte der Jagd“)
Trophäen, wie Halsketten aus Wildzähnen, aufbewahrte Schädel und Gehörne waren Zeichen der erfolgreichen Jagd, aber auch Schmuck- und Kultgegenstand. Trophäen des wehrhaften Wildes besaßen einen besonders hohen Stellenwert, da dessen Bejagung auch eine hohe Lebensgefahr für den Jäger bedeutete.

Während des Feudalismus und dem Aufkommen des Berufsjägerstandes erfolgte eine allmähliche Erweiterung der jagdlichen Ausdrucksweise, die in einer eigenen Zunftsprache der Weidmänner gipfelte. Ihre Bedeutung war nur Eingeweihten bekannt und sollte den Berufsjägerstand nach außen hin als etwas Besonderes abgrenzen.
Neben der Weidmannssprache entwickelten sich aber auch Bräuche um die Weidgerechtigkeit, um Kleidung und Ausrüstung des Jägers, Jagdsignale, Bruchzeichen, Bräuche bei der Jagdhundeführung und Beizjagd, die oftmals auch einen praktischen Nutzen hatten. Nicht zuletzt zeugen aber auch das Verbrechen, das Streckelegen des erlegten Wildes und das Verblasen der Strecke von der Achtung vor der Kreatur.
Jagdsignale mit dem Horn dienten u.a. der Verständigung während einer Jagd. So konnten Anweisungen an alle Beteiligten, die letztendlich auch deren Sicherheit dienten, sehr schnell und über größere Entfernungen übermittelt werden. Im Zeitalter der Mobiltelefone oder CB-Funkgeräte wäre dies zwar nicht mehr zwingend erforderlich, ist aber weitaus ästhetischer und gehört einfach dazu.

 


Ein weiterer Brauch mit praktischem Hintergrund sind die Bruchzeichen. Aus der Art und Weise wie sie angelegt sind, können Informationen an andere Jäger und Nachsuchehundeführer übermittelt werden. Der große Vorteil dabei ist, daß man alles dazu Benötigte vor Ort findet. In der folgenden Abbildung sind die wichtigsten Bruchzeichen mit Fichtenzweigen dargestellt. Es können natürlich auch andere ortsübliche Gehölzarten dazu verwendet werden, natürlich keine, die unter Naturschutz stehen!
Alles erlegte Schalenwild erhält den „Inbesitznahmebruch“. Da Wild vor dem Erlegen herrenlos ist, zeigt dieser Bruch die Inbesitznahme durch den Jagdausübungsberechtigten an. Desweiteren wird dem erlegten männlichen Stück der „Letzte Bissen“ in den Äser bzw. das Gebrech gesteckt. Heute sollte der „Letzte Bissen“ – wenn praktiziert – nicht auf männliches Wild beschränkt bleiben, andernfalls müßte man zwischen männlichen Kälbern, Kitzen und Frischlingen trennen, was in der Praxis nicht geschieht.

Kommt während einer Jagd mehr Wild zur Strecke, wird nach dem Aufbrechen und Versorgen eine Strecke gelegt. Das „Streckelegen“ erfolgt i.d.R. nach Beendigung der Jagd und unterliegt bestimmten Regeln. Dabei erhalten alle an diesem Tag erfolgreichen Schützen vom Jagdleiter den Schützenbruch auf dem Weidblatt oder dem Jagdhut überreicht.
Das „Streckelegen“ und „Verblasen“ gelten als letzte Ehrung des erlegten Wildes und bilden den würdigen Abschluß einer Jagd.
Die nachfolgende Skizze zeigt den Aufstellungsplan aller Beteiligten und die Anordnung des erlegten Wildes.
Natürlich unterlag und unterliegt das Jagdliche Brauchtum dem Wandel der Zeit, wobei unnütz gewordenes bzw. nicht mehr zeitgemäßes aus dem Gebrauch verschwindet oder in Vergessenheit gerät.
Das soll nur ein kleiner Ausschnitt aus dem großen Gebiet „Jagdliches Brauchtum“ sein. Für Hinweise und Meinungen haben wir ein offenes Ohr (siehe Seite „Kontakt“).